Alles Palme!

01/04/2008 Sonderausstellung
Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff
Die Sonderausstellung „Alles Palme!“ widmete sich 2008 der Exotik und Vielfalt dieser beeindruckenden Pflanze.
Vor 130 Jahren wurde in Meran die erste Palme gepflanzt, seither verströmt das Stadtbild mit Palmen vor schneebedeckten Bergen südliches Flair. Präsentiert wurde allerlei Wissenswertes: von ihrer Auspflanzung in Europa über die ungewöhnlichen Erscheinungsformen bis hin zu den vielseitigen Verwendungen als Lieferantin von Zucker, Wachs, pflanzlichem Elfenbein, Rattan und vielem mehr. Von den insgesamt 2400 Palmenarten weltweit wurden rund 100 an verschiedenen Schauplätzen der Gärten präsentiert.

„Alles Palme!“ hieß es 2008 in der historischen Remise von Schloss Trauttmansdorff und an zahlreichen Schauplätzen in den Gärten.
Das Kellergeschoss der Remise zeigte Wissenswertes zur Botanik der Palmen und vier botanische Highlights: die erotische Seychellen-Nuss, das größte Blatt der Welt, die Selbstmörderpalmen und ein 65 Mio. Jahre altes Blattfossil.
Im Erdgeschoss beeindruckt eine Schau zur mitunter kuriosen Nutzung der Palmen. Ein buntgemischtes Palmenensemble (90 Arten) im davorliegenden Palmenhof lud zum Staunen und Verweilen ein. Der sandige Palmenstrand mit Blick auf Meran entführt auch heute noch in subtropische Träume, die Palmenstiege führt hinab in einen üppigen Palmenwald und zum Palmencafé am See. Botanische „Täuschungsmanöver“, also palmenähnliche Gewächse aus anderen Pflanzenfamilien, zeigte der Nicht-Palmen-Hof.

Botanische Highlights

Seychellen-Nuss

Lodoicea maldivica

Bis zu 24 kg wiegt der schwerste Same der Welt, dessen erotische Form nicht nur die Fantasie der Seefahrer beflügelt hat.

Blatt-Rekord

Raphia farinifera

Mit 15 bis 21 m Länge bringt die Bastpalme die weltgrößten Blätter hervor.

Bote der Urzeit

Ein 65 Mio. Jahre alter versteinerter Abdruck eines Fächerpalmenblattes aus dem Nordtiroler Inntal zeugt vom subtropischen Klima, das einst im heutigen Zentralalpengebiet vorherrschte.
Abwechslungsreiches Erscheinungsbild
Palmenbotanik

Das Erscheinungsbild der Palme ist ausgesprochen vielfältig. Gemeinsam sind den meisten Palmen ihre zahlreichen sprossbürtigen Wurzeln – die Ölpalme besitzt bis zu 13.000 davon! – und ein fehlendes Dickenwachstum des Stammes. Dieser weist im Gegensatz zu Laub- und Nadelbäumen von Anfang an seine endgültige Stärke auf, ob flaschenförmig oder stachelig, glatt oder zottig. Die vielfältigen Farben und Formen der Blätter gehen auf die klimatischen Bedingungen der Herkunftsgebiete zurück: Blätter in Fächerform und von blaugrauer Farbe findet man in trockenen Zonen, fiederförmige und dunkelgrüne Blätter vor allem in feuchten Gebieten. Bis zu 2 Mio. Einzelblüten tragen die weiblichen, männlichen oder zwittrigen Blütenstände der Palme; an den weiblichen Blütenständen entstehen schließlich Beerenfrüchte (Dattel), Panzerfrüchte (Schlangenfrucht) oder Steinfrüchte (Kokosnuss). Palmenfrüchte wie Palmensamen sind oft öl- und fettreich oder stärkehaltig.

Vom Alleskönner zum heiligen Baum
Palmennutzung

Als eine der ältesten Kulturpflanzen wurde die Palme bereits von den Ägyptern als heiliger Baum verehrt, und auch in der Antike sprachen die Griechen und Römer der Dattelpalme als Baum des Sieges hohe Symbolkraft zu. Bis auf die Wurzel findet im Prinzip jeder Bestandteil der Palme Verwendung. Essbare Früchte (Kokos, Datteln …), Öl und Rattan (Flechtwerk) sind in Europa die bekanntesten Palmenprodukte, aber Palmen liefern auch Zucker, Wein, Gemüse (Palmherzen) und Mehl. Selbst zur Produktion von Arznei- und Rauschmitteln (Betelnuss) und als Inhaltsstoff von Reinigungs- und Kosmetikartikeln werden Palmenbestandteile genutzt. Kurios und wenig bekannt sind das pflanzliche Elfenbein zur Schmuckherstellung und das Palmwachs als Überzug von Gummibärchen und Drageekaugummis bzw. als Inhaltsstoff von Schuhcreme und Möbelpolitur. Steigende Aufmerksamkeit erfuhr zuletzt immer stärker die Ölpalme, deren An- und Raubbau zunehmend für ökologische Bedenken sorgt. Das Vorzeigebeispiel der Nutzpflanze „Palme“ bleibt jedoch die Kokospalme: Die Frucht liefert Fasern und der Same Öl und angenehm schmeckendes Nährgewebe.