Die Dauerausstellung zur Tourismusgeschichte
Das Touriseum ist ein Ort voller Charme, Ironie und Überraschungen. Das Herzstück bildet der lebendig inszenierte Parcours mit seinen 20 Räumen, der zu einer vergnüglichen Reise durch 250 Jahre alpine Tourismusgeschichte aus der Sicht von Reisenden und Bereisten einlädt.
Tourismus ist mehr als blauer Himmel und schöne Landschaft.
Er ist ein Zusammenspiel unzähliger Faktoren. Einige kann man jederzeit und vielerorts neu erfinden. Andere aber sind das Ergebnis einer langen Geschichte.
Charmant verbindet sich im Touriseum Leichtigkeit mit Tiefe, Unterhaltung mit Historie. Mechanische Theater, detailgetreue Modelle, Filme, Töne: Das Touriseum ist alles andere als ein verstaubtes Museum mit langatmigen Texten.
1750-1800
Seit Jahrhunderten ziehen Reisende über die Alpen: Händler, Pilger, Künstler. Unterwegs zu sein, ist noch kein Vergnügen, es ist mühsam und gefährlich. Die Berge verbreiten Angst. Man ist froh, sie hinter sich zu lassen.
1800-1820
Als Reiseziel ist Tirol vorerst nicht interessant. Doch dann ruft der von Andreas Hofer angeführte Aufstand der Tiroler gegen Napoleon in ganz Europa viel Bewunderung hervor. Auch ziehen singende Tiroler als Wanderhändler in alle Welt.
1800-1830
Im Licht der Romantik verlieren die Alpen ihre Schrecken. Die wilde Natur wird sanft und schön - eine heile Gegenwelt zu den schmutzigen Städten. Es entsteht der Wunsch, diese Landschaften aufzusuchen.
1830-1850
Im Sommer zieht Europas Oberschicht in eines der berühmten Bäder. Doch wohin im Winter? Meran hat zwar kein Heilwasser zu bieten, aber ein bekömmliches Klima, viel milder als nördlich der Alpen.
1830-1860
In immer neuen Auflagen erscheinen Bücher über das Reisen. Sie schildern Land und Leute, weisen den Weg zu Sehenswürdigkeiten und nehmen die Scheu vor der Fremde.
1850-1870
Welch zauberische Erfindung! In der Eisenbahn schrumpfen die Entfernungen. Die Landschaft fliegt an den Fenstern vorbei, man reist nahezu mühelos. Der Tourismus kommt in Fahrt.
1870-1890
Die Kirche sieht mit den Touristen viel Unheil nahen: städtische Kultur, liberale Ideen und sündiges Leben. Doch ihr Widerstand ist vergeblich. Immer mehr Tiroler stellen sich in den Dienst der Fremden.
1870-1890
Abenteurer wagen sich auf die höchsten Gipfel vor. Ihre Berichte begeistern vor allem die Städter. Alpenvereine errichten ein dichtes Netz an Schutzhütten und Wegen, die Berge werden zum Erlebnisraum.
1890-1914
Glanzvolle Grandhotels entstehen, vornehme Villen und elegante Promenaden. Für bessere Kreise wird Urlaub zum selbstverständlichen Luxus - und Tirol zur guten Adresse.
1890-1914
Die luxuriösen Hotels sind die Schlösser des Bürgertums. Umgeben von Glamour inszeniert die gehobene Gesellschaft sich selbst und genießt sorglos eine zu Ende gehende Zeit.
1914-1919
Die Glitzerwelt der Belle Époque versinkt im Ersten Weltkrieg, durch das Urlaubsparadies verläuft die Front. Hotels werden zum Lazarett oder erleiden schwere Schäden durch Treffer. Am Ende der Kämpfe ist Tirol geteilt.
1920-1935
Die Annexion durch Italien bringt Südtirol unruhige Zeiten, aber auch neue Gäste. Kaum ist der Krieg vorbei, kommen Italiener in Scharen. Reisend nehmen sie das neue Gebiet in Besitz.
1925-1938
Der deutsche Bergfilm weckt von neuem die Begeisterung fürs Gebirge. Mann gegen Fels - dieser Kampf fasziniert die Massen. Klettern und Wandern werden populär, das Skifahren eröffnet eine zweite Saison.
1938-1945
Der kurze Aufschwung der Dreißigerjahre ist jäh zu Ende. Jüdische Gäste werden interniert oder vertrieben, Tausende Südtiroler wandern nach der "Option" aus. Die großen Hotels füllen sich mit Flüchtlingen und Verwundeten von der Front.
1946-1955
Nach den Schrecken des Krieges sehnt man sich nach heiler Welt: nach Sonne und Süden, rotem Wein und "Bella Italia". Das Wirtschaftswunder verleiht dem Fernweh Flügel, Urlaub wird ein Recht für alle Schichten.
1955-1965
Dank eigenem Auto dringen Touristen in alle Täler vor. Viele Bauern erkennen die Chance und richten Fremdenzimmer ein. Die familiären Kleinbetriebe gefallen durch ihre Gastfreundschaft. Oft um den Preis, dass das Privatleben verloren geht.
1960-1972
Auf der neuen Brennerautobahn kommen die Massen der Urlauber rasch voran. Die Alpen wandeln sich zum ganzjährig geöffneten Erlebnispark, Südtirol verbucht dank des Wintersports enormen Zulauf.
1972-1985
Eine Art Goldrausch erfasst Südtirol und verändert rasant sein Gesicht. Bauernhöfe wachsen zu Bettenburgen, stille Dörfer zu quirligen Touristenzentren. Zugleich werden die Grenzen der Belastbarkeit für Land und Leute sichtbar.
2003-heute
Südtirol hat sich gut auf den intensiven Tourismus eingestellt. Die Branche ist nicht fremdbestimmt, sondern fest mit dem Land verwoben und Basis für Wohlstand. Ein Erfolgsmodell auch auf lange Sicht?
