Wie viel "Sissi" verträgt Meran?
Podiumsdiskussion des Touriseums auf Schloss Trauttmansdorff
08. Februar 2012
In der Vermarktung Merans auf den Mythos "Sissi" zurückgreifen, dabei aber nicht die historisch belegten Tatsachen aus den Augen verlieren: Dies ist das Ergebnis der Podiumsdiskussion "Wie viel Sissi verträgt Meran?", die am Mittwoch 8. Februar 2012 im Touriseum stattfand.
Sissi und Meran, Mythos oder historisch belegte Tatsache? Oder: Wie sinnvoll und nachhaltig ist es für die Passerstadt, sich mit dem Mythos Sissi zu vermarkten, zumal dieser mit der Persönlichkeit von Kaiserin Elisabeth kaum übereinstimmt? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion "Wie viel Sissi verträgt Meran?", die am Mittwoch, 8. Februar 2012 im Touriseum auf Schloss Trauttmansdorff stattfand. Jenem Ort, den die Kaiserin im 19. Jahrhundert zwei Mal als Feriendomizil nutzte und in dem heute das Landesmuseum für Tourismus untergebracht ist.
Zahlreiche Hotelierinnen/Hoteliers, Gastwirtinnen/Gastwirte und Fremdenführerinnen/Fremdenführer (der Deuster-Saal war bis auf den letzten Platz besetzt) ließen sich die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion nicht entgehen: Kulturressortleiterin Karin Dalla Torre, Daniela Zadra, Direktorin der Meraner Kurverwaltung, Elmar Gobbi, Direktor des Meraner Stadtmuseums, Florian Ellmenreich vom Hotel "Adria" (das ehemalige Hotel Austria, das sich auf einem Weg befindet, der früher zu Ehren der Kaiserin „Elisabethweg" genannt wurde) und SMG-Direktor Christoph Engl beleuchteten das Thema aus den Blickwinkeln der Kultur- und Tourismusbranche. Nach der Begrüßung von Museumsdirektor Paul Rösch übernahm Thomas Aichner der Marketinggesellschaft Meran, die an der Organisation der Podiumsdiskussion mitgewirkt hatte, die Moderation.
Eine melancholische und manchmal depressive Frau, die unter dem repressiven, militärischen Klima des kaiserlichen Hofs litt: So beschrieb Josef Rohrer, Autor des Buches "Sissi in Meran", in seiner kurzen Einführung den Charakter von Kaiserin Elisabeth. Dieser unterschied sich folglich ziemlich stark vom Charakter jener Sissi, die durch die Kinotrilogie der 50er Jahre mit Romy Schneider bekannt wurde und meist nur in dieser Form von Touristen wahrgenommen wird.
In der Vermarktung der Stadt Meran, die sich auch Dank der Kaiserin zur Kurstadt und zum Ferienort entwickelte, können die historisch belegten Tatsachen allerdings nicht weggelassen werden. Denn der Mythos Sissi ist zwar marketingstrategisch sehr wirksam, trotzdem sollte er auf nachhaltige Art und Weise verwendet werden und dazu dienen, das vollständige und vielseitige Bild der Stadt zu bewerben. Laut Christoph Engl sollte sich Meran also nicht darauf beschränken, mit dem Mythos Sissi schnelles Geld zu verdienen. Und auch Daniela Zadra meint: In der touristischen Kommunikation Merans soll Sissi nur ein Stein des gesamten Mosaiks darstellen. In dieselbe Kerbe schlägt Karin Dalla Torre: "Man sollte die Bewerbung Südtirols an die Kultur binden, ohne aber dabei in Klischees zu verfallen" und, wie Florian Ellmenreich ergänzte, in den Kitsch abzugleiten.
Aus der Podiumsdiskussion kristallisierte sich folglich eine Tourismusstrategie, wonach das "Sissi"-Potenzial nicht vernachlässigt, sondern an die historisch belegten Tatsachen verankert werden sollte. Das Ziel, die historische Wirklichkeit zu studieren und zu bewahren, setzen sich übrigens auch das Touriseum und das Stadtmuseum Meran. Es beeinflusst auch deren Projekte. Im voraussichtlich ab August neu gestalteten zweiten Stock des Touriseums wird Kaiserin Elisabeth laut Museumsdirektor Paul Rösch eng mit der Geschichte von Schloss Trauttmansdorff und der touristischen Entwicklung der Stadt verbunden, aber eben nur als ein Aspekt unter vielen in der Entwicklung von Meran.
Das anschließende Buffet, organisiert und serviert von der Landeshotelfachschule Kaiserhof, sorgte für einen gelungenen Abschluss der Veranstaltung.