Die Planung und Bepflanzung der Gärten von Schloss Trauttmansdorff
Eine Gratwanderung: Botanischer Garten oder Freizeitattraktion?
Als wintermildes Gebiet erfüllt die Stadt Meran die besten Voraussetzungen für die Anpflanzung von Exoten, die nördlich der Alpen nicht überleben würden; sie ist somit ein idealer Standort für einen botanischen Garten.
Vor Errichtung der Gärten von Schloss Trauttmansdorff wurde das Gelände rund um das Schloss landwirtschaftlich genutzt: Die Hänge waren mit Weinreben bepflanzt oder von Robinien überwuchert; den Talbereich wiederum prägten extensive Obstanlagen. Beim Anlegen der Gärten verschwanden diese teilweise brachliegenden landwirtschaftlichen Flächen. Andere, natürliche Areale hingegen wurden in die Planung einbezogen: Der durch Spazierwege erschlossene Flaumeichenwald gehört heute zu den Landschaften Südtirols. Damit entstand ein fließender Übergang zwischen der umliegenden Landschaft und den intensiv gestalteten Gärten.
Eine Besonderheit der Gärten von Schloss Trauttmansdorff ist die Hanglage und ihre Form eines Amphitheaters. Die aufwendige Terrassierung des steilen Geländes vergrößerte einerseits die bepflanzbaren Fläche, andererseits ermöglicht der Höhenunterschied von mehr als 100 Metern, dass alle Gartenbereiche aus unterschiedlichsten Perspektiven betrachtet werden können. Das Mauerwerk wurde mit 10 % Granit und 90 % Quarzporphyr aus charakteristischen lokalen Gesteinen errichtet.
Im Gegensatz zu vielen anderen botanischen Gärten werden in den seit 1994 angelegten Gärten von Schloss Trauttmansdorff hauptsächlich Landschaftsbeispiele aus aller Welt gezeigt, und zwar mit ihren typischen Bäumen und Sträuchern. Dabei werden die Zusammenhänge zwischen natürlicher Vegetation, Klima, Standort und menschlichen Eingriffen berücksichtigt. Den über 80 Gartenlandschaften stehen Schaugärten mit Pflanzensammlungen unterschiedlichster Arten, Sorten und Farben, wie sie die Natur oder Züchtungen hervorgebracht haben, gegenüber. Der botanische Garten ist seinerseits harmonisch in die umliegende Naturlandschaft integriert.
Was das botanische Hintergrundwissen betrifft, wurde der Ideator und Gesamtplaner der Gartenanlage, Dr. Ing. Manfred Ebner (Meran), bei der Realisierung von Dr. Fred-Günther Schroeder (emeritierter Professor für Pflanzengeographie an der Universität Göttingen), von Dott. Francesco Decembrini (Stadtgärtnerei Meran) und vom internen Gartenteam wissenschaftlich und praktisch unterstützt.
Mit der Gestaltung verschiedener Gartenbereiche wurden und werden internationale und nationale LandschaftsplanerInnen sowie Gartenarchitektinnen und -architekten beauftragt. Die eingereichten Vorschläge werden auf ihre Realisierbarkeit hin überprüft und gegebenenfalls den lokalen Bedingungen angepasst. Der Großteil der Ideen zur Gestaltung, Neubepflanzung usw. wird heute jedoch hausintern durch das Trauttmansdorff-Team entwickelt. Immer wieder wechselnde, gezielt gesetzte Blühhöhepunkte an verschiedensten Punkten der Gärten sorgen Woche für Woche für ein neues Erscheinungsbild. Nach dem Motto „Gärten in Bewegung“ werden außerdem laufend einzelne Gartenbereiche erneuert und erweitert.